Die amerikanische Epoche

Die US-Streitkräfte prägten den Finther Flugplatz besonders durch massive Um- und Ausbauten. Sie schienen für die Ewigkeit gedacht. US-Soldaten waren ein fester Bestandteil des Finther Ortsbildes. Umso überraschender war ihr Abzug 1992.

Im Rahmen ihrer Verpflichtungen gegenüber der NATO kehrt die US-Armee Ende der 50er, Anfang der 60er Jahre nach Finthen zurück und nutzt den ehemaligen Fliegerhorst als Finthen Army Airfield (FAAF). Der genaue Übergang zwischen Abzug der Franzosen und beginnender Stationierung der Amerikaner ist unklar, zumal bereits 1958 ein Teil des französischen Flugplatzes schon in amerikanischer Hand scheint. Außerdem nutzen die Amerikaner das Gelände zu Demonstrationszwecken. Raketeneinheiten führen Ihr Können vor, darunter 1957 das 559th Field Artillery Missile Bn, 1959 die B-Battery der 46th Artillery Group (Redstones) und die C-Batterie des 3.Bataillons des 84th Feldartillerieregiments (Pershings).

Spätestens 1961 befinden sich die ersten US-Einheiten offiziell in Finthen, das 41st Transport Bataillon und die 245th Transport Company, die im Januar 1961 von Mannheim verlegt worden waren. Beide Einheiten gehörten zur 7th Aviation Group. Aufgaben sind Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten, sowie die Luftunterstützung aller Einheiten der 7th US- Army. Dazu stehen H-34 und H-37 Cargo Helikopter zur Verfügung. Außerdem unterhalten die Einheiten in Finthen das 7th Army Transportation Depot.

Im Juli 1961 wird zusätzlich die 91th Transport Kompanie (Light Helicopters) aus München nach Finthen verlegt. Sie ist ebenfalls mit H-34 Hubschraubern ausgerüstet.

Im August 1961 steht die Welt vor einem neuen Krieg. Die Berliner Mauer wird errichtet. In Finthen rücken erneut mobile Raketenverbände mit Redstone-Raketen ein. Auf der Internetseite - my army redstone days -  beschreibt der Veteran Chuck Thompson eindrucksvoll sein Gefühl:

"I also remember the alert when the Berlin Wall was built -- we went out to the Finthen storage area, withdrew all of our war reserve (tactical) missiles and our warheads and lined up, ready to go somewhere. Before we actually went anywhere, of course, the order came to stand down. I remember our families were also alerted to pack some stuff, in case the balloon went up and they had to be evacuated. Scary times, though remembering how close we might have come is probably more scary now than we recognized at the time."

Die Übersetzung (durch den Verfasser) lautet:

„Ich erinnere mich an den Alarm, als die Berliner Mauer gebaut wurde. Wir verlegten nach Finthen, mit allen unsern alle unsere (taktischen) Reserveraketen für den Krieg und den Sprengköpfen, aufgereiht und bereit (mit uns) irgendwohin zu fahren. Bevor wir irgendwo hinfuhren, kam der Befehl in Finthen zu bleiben. Ich erinnere mich, dass unsere Familien auch alarmiert wurden, um ihre Sachen zu packen für den Fall, das es Ernst wird und sie evakuiert werden müssen. Eine schreckliche Zeit, wenn wir uns erinnern, wie nah wir dran waren (am Krieg) und noch schrecklicher, wenn wir uns heute an diese Zeit erinnern.“

1963 erhält im Zuge einer Reorganisation jede Road-Division unter anderem ein Aviation Battalion und einen Air Cavalry Troop. Für das Finthen Army Airfield ist die 8th Infantry Division (Mechanic), mit dem Spitznamen „Pathfinder“ zuständig. Die 8th Inf Div (Mech), mit Hauptsitz in Bad Kreuznach ist Bestandteil des V Corps mit Sitz in Frankfurt. Ihr werden das 8th Aviation Battalion (Avn Bn) und der"D" Troop, 3rd Squadron, 8th Cavalry (D Troop 3/8) mit dem Spitznamen “Sky Cavalry” zugeordnet. Das 8th Avn Bn gliedert sich in die Alpha, Beta und HQ (Headquarter) Companys, wobei die B-Company in Bad Kreuznach stationiert ist. Die in Finthen stationierte A-Company ist mit der ehemaligen 91.Transport Company identisch, sie ist lediglich umbenannt worden.

Aufgaben sind der Transport von Truppen und die allgemeine Unterstützung der Streitkräfte. Dazu unterhält das 8th Avn Bn entsprechende Kommando- und Kontrollstrukturen. Die Air Cavalry Troops sind die ersten reinen Kampfeinheiten der Heeresflieger, ihre Helikopter sind alle bewaffnet. Sie übernehmen im Verbund mit Infanterie und anderen Einheiten die Aufgabe der traditionellen Kavallerie. Zusätzlich befinden sich noch folgende Abordnungen, bzw. Abteilungen unterschiedlicher, größerer Verbände in Finthen. Deren genaue Verweildauer konnte bis heute teilweise nicht eindeutig geklärt werden, dennoch sollen auch diese Einheiten der Vollständigkeit halber erwähnt werden.

    • die F Company der 708th Maintenance, eine Instandhaltungseinheit. Sie wird später zur D-Company des 8th CAB (Combat Aviation Battalion).
    • eine Abteilung der 91st Ordnance Company (Redstone). Die 91te ist eine mobile Raketeneinheit, die mit der ballistischen Mittelstreckenrakete Redstone ausgestattet ist. Sie untersteht der 46th Artillery Group, jener Einheit, die bereits Ende der 50er im Rahmen von Vorführungen in Finthen war.
    • Eine Abteilung der 14th Aviation Company (ATC) zur Überwachung des Luftverkehrs (Airtraffic Control)
    • Eine Abteilung der B Company, 8th Medical Battalion zur medizinischen Versorgung
    • Die 12te Abteilung des 7th Weather Squadron für den Wetterdienst
    • Unterschiedliche Platoons der Militärpolizei (u.a. 2nd Platoon, 527th MP)

Während der amerikanischen Präsenz wird der Layenhof offenbar als Ziel bei militärischen Übungen verwendet. 1963 ist mindestens das barocke Herrenhaus stark zerstört, aber noch erkennbar vorhanden. 1964/65 scheint dies auch noch der Fall zu sein.

1965 erfolgt durch die Bundesrepublik Deutschland die Renovierung der vorhandenen Betriebsgebäude des Flugplatzes. Gleichzeitig werden weitere Gebäude errichtet, darunter Truppenunterkünfte, ein Theater, eine Apotheke, weitere Hangars, eine Kapelle und Wohnungen für Familien (Family Housing Area).

1967 werden im Zusammenhang mit dem Vietnamkrieg die den Divisionen unterstellen Aviationbattalions außer Dienst gestellt, so auch das 8th Aviation Battalion in Finthen. Die genaue Belegung des Finther Flugplatzes ist zur Zeit unklar. Es scheint, dass alle anderen Einheiten in Finthen verbleiben. Die Sky Cavalry ist für diese Zeit auf Fotos dokumentiert.

1968 erfolgt nach bisherigem Wissensstand der Abriss des Hofgutes Layenhof wegen Baufälligkeit der ruinierten Substanz. Heute ist oberirdisch kaum mehr etwas zu sehen. Einzig der Park mit dem besonders imposanten Mammutbaum erinnert noch an das ehemals stolze Hofgut.

1969 verlegen die 295th Aviation Company (Schwere Helikopter) und ihre Unterstützungseinheit das 326th Transportation Detachment von Fort Sill, Oklahoma nach Finthen. Sie sind mit CH-54A Helikoptern ausgerüstet, die den Spitznamen „Fliegender Kran / Flying Crane“ und später „Himmelskran / Skycrane“ tragen. Sie können enorme Lasten bis über 11 Tonnen transportieren. 1973 wird den in Finthen stationierten Skycranes in einer feierlichen Zeremonie jeweils der Name einer deutschen Partnerstadt übertragen. In Anwesenheit des Oberbürgermeisters Jockel Fuchs erhält der Helikopter 68-18461 den Namen „Mainz“. Im gleichen Jahr wird die 326te Transportabteilung deaktiviert. Ihr Personal und ihre Aufgaben werden der 295th Avn Co übertragen.

1973 verlegt die 205th Aviation Company (Geronimos) von Fort Benning, Georgia nach Finthen. Sie ist mit CH-47 “Chinook“ Transporthelikoptern ausgestattet, die wegen ihres charakteristischen Aussehens in der Bevölkerung nur „Bananenhubschrauber“ genannt werden. Die 205te ist dem V Corps direkt unterstellt, Aufgabe ist die Durchführung von Spezialaufträgen zur Unterstützung der US-Army in Europa. Die 205te wird 1988 außer Dienst gestellt.

1978, am 21. September, wird das 8th Aviation Battalion Combat in Finthen aktiviert. In der Literatur wird es unterschiedlich abgekürzt, mal als 8th CAB=Combat Aviation Batallion oder aber als 8th Avn Bn (CBT). Gemeint ist das Selbe. Das 8th CAB hat nun primär einen Kampfauftrag. Aufgabe ist die Zerstörung gegnerischer Streitkräfte. Das Bataillon gliedert sich in 5 Kompanien mit insgesamt 116 Helikoptern. Die Alpha-Company (Unterstützungseinheit) mit 41 Helikoptern, wird in Baumholder und Bad Kreuznach stationiert. In Finthen verbleiben 4 Kompanien, die beiden Angriffskompanien, die Bravo Attack Company und Charlie Attack Company. Ihnen standen insgesamt 42 AH-1S Cobra/Tow, 6 UH-1 und 28 OH-58 Helikopter zur Verfügung. Die Delta Aviation Maintenance Company (AMC) war aus dem ehemaligen 708th Maintenance Battalion gebildet worden. Letzteres wurde dadurch gleichzeitig außer Dienst gestellt. Aufgabe ist nach wie vor die Instandhaltung. Auch die Headquarters und Headquarters Company (im übertragenen Sinn der Stab und die Stabskompanie) sind in Finthen stationiert.

1978 besucht Queen Elisabeth II Mainz. Zuvor landet sie mit ihrem Hubschrauber auf dem Finthen Army Airfield und wird unter anderem vom Rheinland-Pfälzischen Ministerpräsidenten Bernhard Vogel und dem Mainzer Oberbürgermeister Jockel Fuchs empfangen. Die Finther sind ein wenig enttäuscht, denn die Wagenkolonne der Queen fährt nicht durch Finthen. Sie verlässt den Flugplatz über die Straße durch den Ober-Olmer Wald. Erst auf dem Rückweg fährt sie durch Finthen. Unter anderem steht der Reit- und Fahrevrein mit seinen Pferden Spalier. 

1980 besucht Papst Johannes Paul II Mainz und hält am 16. November eine heilige Messe auf dem eigens dafür hergerichteten Finther Flugplatz. Als Standortältester ist der stellvertretende Divisionskommandeur Norman Schwarzkopf junior für dessen Sicherheit verantwortlich. Schwarzkopf leitet später 1990 im zweiten Golfkrieg als General die Operationen Desert Shild und Desert Storm. Rund 200.000 Gläubige nehmen trotz schlechten Wetters an der Messe teil.

1986 erfolgt eine weitere Umstrukturierung. Das 8th Aviation Battalion Combat wird außer Dienst gestellt und am 11. April durch die 4th Brigade ersetzt. Gleichzeitig erfolgt eine Umbenennung der bisherigen Kompanien wie folgt.

Bisherige Bezeichnung > Neue Einheit
HHC, 8th Avn Bn (C) > HHC, 4th Bde
A Co,8th Avn Bn (C) > 240th GS Avn Co
B Co, 8th Avn Bn (C) > 8th Attk Hel Bn
C Co, 8th Avn Bn (C) > 18th Attk Hel Bn
D Co, 8th Avn Bn (C) > 55th Trans Avn Maint Co
E Co, 8th Avn Bn (C) > 4th Cbt Avn Co
3rd Sqdn, 8th Cav > Keine Änderung

Schon im September 1987 erfolgt abermals eine Umstrukturierung, die Divisionen werden in eine neue Regimentsstruktur eingebunden. Die Einheiten werden erneut umbenannt.

Bisherige Bezeichnung > Neue Einheit
8th Attk Hel Bn > 2nd Bn, 4th Avn
18th Attk Hel Bn > 3rd Bn, 4th Avn
240th GS Avn Co > Co G, 4th Avn
4th Cbt Avn Co > Co H, 4th Avn
55th Trans Avn Maint Co > Co I, 4th Avn
3rd Sqdn, 8th Cav > 3rd Sqdn, 7th Cav

1986/87 erfolgt eine einschneidende Veränderung für die Finther Bevölkerung. Im Zuge des Kriegs gegen Libyen wird das Areal eingezäunt und militärisch abgeriegelt. Die bei Spaziergängern beliebte Strecke kann nicht mehr genutzt werden. Auch die Finther Bauern leiden darunter. Sie dürfen das Gelände nur noch mit Passierschein durchfahren.

1988 erfolgt abermals eine Umstrukturierung. Aus Einheiten der 4ten Brigade wird zusätzlich die Taskforce Skyhawk gebildet. Dadurch ergibt sich die folgende Struktur, die bis zum Abzug der US-Streitkräfte bestehen bleibt:

4th CAB, 8th Inf Div, bestehend aus:
Bezeichnung - Standort  
2nd Bn, 4th Avn - Finthen AAF
3rd Bn, 4th Avn - Finthen AAF
TF Skyhawk - Finthen AAF
Co G, 4th Avn - Finthen AAF
Co H, 4th Avn - Erbenheim
Co I, 4th Avn - Finthen AAF
3rd Sq, 7th Cav - Sandhofen

1992 erfolgt nach über 30jähriger Präsenz der schnelle und feierliche Abzug der Amerikaner, der eigentlich für 1993 vorgesehen war. Nicht mehr benötige Utensilien aller Art werden öffentlich versteigert.