Vom Flugplatz in eine ungewisse Zukunft

Nach dem Abzug der Amerikaner wurden hochtrabende Pläne für den Layenhof geschmiedet. An Stelle des Flugplatzes sollte ein neuer Stadtteil entstehen. Das Vorhaben wurde in diser Form nie verwirklicht. Seither warten die Bewohners des Layenhof auf vernünftige Planungen.

Mit dem Fall der Mauer und der Wiedervereinigung Deutschlands 1990 endet der kalte Krieg. Die US-Streitkräfte beginnen mit dem Abbau von Truppen, für Finthen planen sie den Abzug für 1993. Unmittelbar nach Bekanntgabe des Vorhabens beginnen die Diskussionen um das Flugplatzgelände und was aus ihm werden könne. Sie dauern bis heute an.

Im April 1991 denkt der Draiser Ortsvorsteher Norbert Schüler in einem Zeitungsartikel über eine Nutzung nach. Der Wiederaufbau des Layenhofs als Mittelpunkt eines lebendigen Museum ist sein Vorschlag. Die Nutzung als Zivilflugplatz kommt für ihn nicht in Frage. Zu diesem Zeitpunkt hat sich bereits eine Fluglärminitiative gegründet. Um den Flugplatz entbrennt ein jahrelanger Streit. Parallel dazu entsteht die Idee auf dem Areal des Flugplatzes einen neuen Stadtteil entstehen zu lassen. Für Mainz-Layenhof wird der ausgegangene Gutshof Namens gebend.

1992 gibt der Bund als Rechtsnachfolger des Deutschen Reiches und damit als Eigentümer des Geländes bekannt, dass er in der ehemaligen Airfield Housing Area 150 Behördenwohnungen einrichten wird. Oberbürgermeister Herman-Hartmut Weyel freut sich über diese ersten Siedler im neuen Stadtteil.

1993 fordert der Finther Ortsbeirat unter dem Ortsvorsteher Kurt Merkator eine direkte Anbindung des Layenhof an die A60. Ohne ein vernünftiges Verkehrskonzept wird ein Verkehrskollaps für Finthen befürchtet. Auch der Bund erwartet von der Stadt Mainz ein Konzept und ein Kaufpreisangebot für das Areal. In der Presse wird die Frage gestellt, wie der Layenhof bezahlt werden soll.

1994 sind die Planungen nicht weit gediehen. Dennoch errichten der Mainzer OB Weyel und der neue Finther Ortsvorsteher Herbert Schäfer an der Einfahrt zum Flugplatz ein Ortsschild Mainz-Layenhof ohne Wert. Der Layenhaof gehört nach wie vor zum Ortsbezirk Finthen. 

1996 konkretisieren sich die Pläne für den Layenhof. Ein städtebaulicher Wettbewerb wird ausgeschrieben. Ziel ist es einen Stadtteil für 10.000 – 12.000 Menschen zu schaffen. Die Häuser sollen energiesparend errichtet werden, eine Infrastruktur mit Einzelhandel, sozialen Einrichtungen und Sportstätten ist gefordert. Wohnen und Arbeiten soll möglichst vor Ort geschehen, um Autoverkehr zu vermeiden. Sieger des Wettbewerbs ist das Architekturbüro Ackermann & Raff. Ihr Plan sieht u.a. an Stelle des ehemaligen Hofgutes Layenhof eine Gedenkstätte in Bezug auf die Außenstelle des KZ-Hinzert vor.

Die ambitionierten Pläne werden nie verwirklicht. Statt dessen etabliert sich auf dem Layenhof, wie das Areal mittlerweile insgesamt genannt wird, eine Mischung aus Flugplatz und Wohn-, bzw. Gewerbegebiet. Etliche Vereine, Institutionen, Bands und andere Gruppen mieten Räume um dort ihrem Zweck nachzugehen. Mit der Agonie gehen die Diskussionen darüber wie es weiter gehen soll und der Streit um die Lärmbelästigung durch den Flugplatz einher.

2006 wird der Zweckverband Layenhof/Münchwald ins Leben gerufen. In der Präambel heißt es: „Der ehemalige amerikanische Flughafen liegt auf dem Höhenrücken südlich der L419 im Gebiet der Gemarkungen der kreisfreien Landeshauptstadt Mainz und der zur Verbandsgemeinde Heidesheim-Wackernheim gehörenden Ortsgemeinde Wackernheim. Die Stadt Mainz und die Ortsgemeinde Wackernheim beabsichtigen, für dieses Gebiet gemeinsam die Voraussetzungen für eine städtebaulich geordnete zivile Nutzung zu schaffen sowie deren Umsetzung fördernd zu begleiten.

Zur Verwirklichung des Zieles, bedarf es einer auf das gesamte Verbandsgebiet bezogenen städtebaulichen Planung, einer zweckentsprechenden Bodenordnung, des Ausbaus, der Herstellung und des Betriebs einer leistungsfähigen Erschließung sowie einer bedarfsgerechten Vermarktung des Geländes und der im Gebiet befindlichen baulichen Anlagen. Die damit verbundenen rechtlichen, organisatorischen und finanziellen Anforderungen machen den Zusammenschluss der Gebietskörperschaften Mainz und Wackernheim zu einem Zweckverband notwendig.

Der Zweckverband berücksichtigt bei der Entwicklung und Verwertung des Gebietes die Vereinbarkeit von ökologischen und ökonomischen Prämissen, legt besonderes Augenmerk auf Ressourcenschonung, Berücksichtigung erneuerbarer Energien und die Erfüllung der Forderungen der Agenda 21.

2008 wird im Auftrag des früheren Betreibers, Luftfahrtverein Mainz e.V. eine Flugplatz Mainz Finthen Betriebs GmbH gegründet. Der Flugplatz Mainz-Finthen, Funkrufzeichen Mainz-Info, Frequenz 122.925, (ICAO-Code EDFZ) ist jetzt ein Verkehrslandeplatz ohne Kontrollzone in der Rheinland-Pfälzischen Landeshauptstadt Mainz. Bis zu diesem Zeitpunkt war Finthen der einzige Verkehrslandeplatz in Deutschland, der in der Zeit von 1993 bis zum 1. August 2008 von einem gemeinnützigen Verein betrieben wurde.

Im Mai 2008 wird nach intensiven Verhandlungen und nach erfolgter Zustimmung des Vorstandes der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben der Kaufvertrag des Layenhof-Geländes notariell beurkundet. Mit dessen Wirksamkeit gehen alle Gebäude, Straßen, befestigte Flächen und der Luftlandeplatz inklusive des Segelfliegerareals in das Eigentum des Zweckverbandes über. Die für Wohnzwecke genutzten Gebäude werden nicht erworben.

Ziel ist nach wie vor eine langfristig angelegte Stadtentwicklung. Der Layenhof stellt eine wichtige Reservefläche dar. Die Zukunft des Geländes wollen Mainz und Wackernheim im eigens hierfür gegründeten Zweckverband gemeinsam gestalten. Dessen Verbandsversammlung, bestehend aus den gewählten Vertretern des Ortsgemeinderates Wackernheim und des Stadtrates Mainz, hatte im Juni 2007 einstimmig die Grundstücksverwaltungs-Gesellschaft der Stadt Mainz (GVG) als Treuhänderin beauftragt, die notarielle Beurkundung eines Kaufvertrages über die bundeseigenen Flächen des ehemaligen amerikanisch-militärisch genutzten Flugplatzgeländes auf dem Layenhof und Münchwald vorzubereiten. Von der Gesamtfläche von 1.822.816 m² sollen 1.415.926 m² in das Eigentum des Zweckverbandes übergehen. Für die Restfläche von 404.890 m², die von den amerikanischen Streitkräften noch genutzt wird, wurde eine Kaufoption vereinbart.

Im Zusammenhang hiermit steht auch die Unterzeichnung der öffentlich-rechtlichen Vereinbarung mit dem dortigen Luftfahrtverein. Ziel der Vereinbarung ist vor allem, einen schnellen und wirksamen Lärmschutz für die benachbarte Bevölkerung sicherzustellen, eine rechtssichere Entwicklungsmöglichkeit für den Zweckverband zu schaffen sowie eine nachhaltige Zukunftsperspektive für den Luftfahrtverein zu eröffnen. In der Vereinbarung werden einvernehmliche Regelungen zur Reduzierung und Begrenzung der Anzahl der Flugbewegungen auf den Stand von 2004 ebenso festgehalten wie die Bedingungen der Verpachtung bzw. Überlassung von Flächen an den Luftfahrtverein bzw. eine noch zu gründende Betriebsgesellschaft. Die Zahl der maximal zulässigen Starts wird auf 23.500 pro Jahr festgeschrieben.

2010, 18 Jahre(!) nach dem Abzug der Amerikaner wird die Entwicklung eines Masterplans für den Layenhof in Aussicht gestellt. Konkrete Vorhaben sind bislang nicht bekannt. Im gleichen Jahr 2010 beginnt der Luftfahrtverein mit dem Bau eines neuen Tower. Der alte aus dem Jahr 1963 hat seinen Dienst getan.

Neuaufbau auf der einen Seite und stetiger Verfall auf der anderen Seite, kennzeichnen die momentane Situation des Layenhof. Von dem Namens gebenden Gut ist nichts mehr erhalten. Wir wollen hoffen, dass wenigstens die anderen historischen Gebäude auf dem Gelände erhalten bleiben. Der Layenhof hätte es verdient.