Die Zeit im Nationalsozialismus

Mit der Aufrüstung wurden im gesamten "Reich" auch zunehmend geheime Fliegerhorste errichtet. Sie erhielten Decknamen und wurden optisch einem landwirtschaftlichen Betrieb angeglichen, um ihre Existenz zu verschleiern. Der Finther Platz war einer von ihnen.

Die wesentlichen Information verdanken wir dem Buch „Deckname Limonade von Heinz Leiwig.

Ab 1937 planen die Militärs den Bau eines Flugplatzes westlich von Finthen. Das geheime Projekt erhält den den Namen „Schafheide Ober-Olm“. Unklar ist die Frage, weshalb gerade diese Stelle ausgesucht wird. Das Areal ist - noch - größtenteils von Wald bedeckt und bietet wegen des häufigen Seitenwindes aerodynamisch nicht die besten Bedingungen. Die Eigentümer werden enteignet und zu den marktüblichen Preisen „entschädigt“. Für einen Morgen in Wackernheim werden 1125 RM, für einen Morgen in Finthen 1200 RM gezahlt. Auch der Layenhof wird zwangsweise veräußert und geräumt. Nach 156 Jahren verliert er damit seine ursprüngliche Funktion als landwirtschaftliches Gut.

1939 wird durch den Reichsarbeitsdienst und durch die Organisation Todt mit dem Bau des Platzes begonnen. Der Münchwald und der Finther Wald, wie die beiden Teile des Waldes je nach Gemarkung heißen, werden gerodet, die entstandene Fläche drainagiert. Das Jahrhunderte alte Wegenetz wird zerschlagen. Einzig zwei Reststücke des Waldes bleiben übrig, ein abgerundetes Stück im Norden auf Wackernheimer und ein rechteckiges Stück auf Finther Gebiet. In ihnen werden später Unterstände zum Schutz gegen Fliegerangriffe angelegt.

Die ehemalige bewaldete und nunmehr freie Fläche erhält eine Grasnarbe, um das Gelände wird eine Ringstraße angelegt. Der Fliegerhorst mit dem Decknamen „Limonade“ soll als solcher nicht erkennbar sein. Wohl auch aus diesem Grund wird keine betonierte Landebahn angelegt. Die gesamte Fläche kann zur Landung genutzt werden. Lediglich für Schlechtwetterstarts und -landungen wurden 1372m mit Stahlgitterplatten verstärkt. Eine Beleuchtung wird erst während des Krieges installiert. Verkehrstechnisch wird das Gelände über die nördlich gelegene Landstraße erschlossen. Auch der Bau einer Bahnlinie ist geplant, kommt aber nie zur Ausführung. Der Flugplatz ist beim Ausbruch des Krieges nicht fertig.

1940 und 41 kommt es zu weiteren Enteignungen, um den Platz erweitern zu können. Leider liegt kein Bauplan vor, aus dem die Funktionen und genaue Lage der entstandenen Gebäude hervorgehen würde. Nur durch Bilder und Beschreibungen lässt sich folgendes Bild rekonstruieren. Errichtet werden 3 Flugzeughangars und ein Hangar für Instandhaltungsarbeiten. Den Hangars sind Betonflächen vorgelagert, die miteinander verbunden sind. Hinzu kommen eine Wachstation, ein Feuerwehrgebäude, die Kommandantur, ein Sanitätsgebäude, Lagergebäude mit Garagen, der Tower und mehrere Baracken aus Holz für die Wachmannschaften, das Flieger- und Wartungspersonal und später auch für KZ-Häftlinge. Die Gebäude sind weitläufig über das Gelände verteilt.

Zur Verteidigung des Platzes werden rund um das Areal leichte 20mm und mittelschwere 35mm Flak positioniert. Außerdem entstehen 32 Stellflächen für Flugzeuge, neun davon mit Splitterboxen versehen. Zu Beginn der Belegungszeit dient der Layenhof als bequemes Quartier für die Flieger und trägt den Spitznamen „Schlösschen“. Über die weitere Verwendung des Hofes ist nichts genaues bekannt. Beim Ausbruch des Krieges und während seiner frühen Phase sind verschiedene Kampfgeschwader in Finthen stationiert. Es sind das Jagdgeschwader 52 (JG 52) und das Jagdgeschwader 76 (JG 76), jeweils mit Messerschmitt Bf 109E Jagdmaschinen und das Kampfgeschwader 2 (KG 2) mit leichten Dornier Do 17Z Bombern.

Nach dem abgeschlossenen Frankreichfeldzug wird es in Finthen zunächst etwas ruhiger. Der Platz dient zur Reichsluftverteidigung. Bei der Luftschlacht um England wird er für logistische Zwecke benötigt. Das damalige Transportmittel der Luftwaffe ist die JU 52. 1941, kurz vor dem beginnenden Balkanfeldzug, wird für kurze Zeit eine Flugschule in Finthen etabliert. Die angehenden Piloten wurden zunächst auf Baumuster DFS 30 Transportgleitern geschult. Russische Kriegsgefangene ziehen in Feldlagern ein. Über ihr Schicksal ist wenig bis nichts bekannt.

Mitte 1941 wird die 8te Staffel des 1ten Nachtjagdgeschwader / 8./NJG 1, mit Messerschmitt BF 110D und BF 110E Jägern in Finthen stationiert. Diese besitzen noch keinen Radar, sie benötigen die Unterstützung der Bodenscheinwerfer und fliegen auf Sicht. Etwa zur gleichen Zeit wird im Lenneberg-Wald südwestlich des Ausfluglokals Rotkäppchen, am Waldrand zu Finthen hin, ein Versorgungslager errichtet. Von diesem aus wird eine Treibstoffleitung zum Flugplatz gelegt.

Ab 1942 verliert die Luftwaffe nach und nach die bis dahin vorhandene Lufthoheit. Alliierte Bomberverbände dringen immer öfter und immer tiefer ins Deutsche Reich ein. Im Mai 42 wird in Finthen aus der 1ten, der 4ten und der 8ten Staffel des NJG 1, die III. Gruppe des NJG 4 gebildet.

Im August 43 erfolgt eine erneute Umstrukturierung. Aus der III. Gruppe des NJG 4 wird nun die I.Gruppe des NJG 6. Sie bleibt bis März 44 in Finthen. Zeitgleich wird das Nachtjagdgeschwader mit Messerschmitt 110G Nachtkampfflugzeugen ausgerüstet. Diese sind mit FUG220 „Lichtenstein S 21“ Bordradargeräten ausgestattet, wodurch die Nachtjagd wesentlich erleichtert wird. Ab sofort sind die Nachtjagdmaschinen an ihren Radarantennen am Bug gut erkennbar.

1944 wird ist die Lage immer verworrener und aussichtsloser. Auf die I./NJG 6 folgt im März 44 die III./NJG 5 die bereits im Mai von der IV./NJG 5 abgelöst wird. Kurze Zeit später folgte die II./NJG 2. Diese Gruppen sind mit der Junker JU88 Nachtjagmaschine ausgestattet, die eine verbesserte Version des Bordradars enthält. Die größeren Antennen an der Maschine werden Hirschgeweih genannt. Auch der Finther Flugplatz wird nun verstärkt direkt angegriffen und bombadiert.

Im September 1944 werden deshalb Häftlinge des KZ-Hinzert nach Finthen verlegt. Es handelte sich hauptsächlich um niederländische und luxemburgische Widerstandskämpfer. Mit ihnen kommen SS-Wachmannschaften. Die Häftlinge werden in einer Baracke, südlich des Layenhof am Rand des Ober-Olmer Waldes gelegen, unter primitiven Bedingungen eingepfercht. Es gibt nur eine Waschgelegenheit außerhalb der Baracke. Die KZ-Häflinge schütteten unter Einsatz ihres Lebens Bombentrichter zu. Sie errichteten auch die unterirdischen Baracken in den beiden Wäldchen.

 Damit die Flugzeuge besser versteckt werden können, müssen sie eine Schneise in den Ober-Olmer Wald anlegen. Auch scheinbar unsinnige Projekte werden von Ihnen durchgeführt. In den Hang eines Hügels wird ein Stollen getrieben. Ob dies reine Schikane ist oder ob tatsächlich ein Zweck damit verfolgt wird, ist unklar. Jean Pierre Jungels, ein Luxemburger, ist einer der Häftlinge. Nachdem er bei einem Arbeitseinsatz schwer verletzt worden war, muss er, obwohl nicht vollständig genesen, seinen Arbeitseinsatz leisten. Er stirbt schließlich an Entkräftung.

Im Dezember 1944 sind die Alliierten so nah an den Platz gerückt, dass das Nachtjagdgeschwader (II./NJG 2) in den Süden Deutschlands verlegt wurde. Finthen hat ab diesem Zeitpunkt kein fest stationiertes Geschwader mehr. Der Platz dient zurückweichenden Luftwaffeneinheiten nur noch zur Zwischenlandung. Seine Funktionsfähigkeit wird durch die KZ-Häftlinge aufrecht erhalten.

1945, am 17. März, wird der Finther Flugplatz von den deutschen Truppen verlassen. Kriegswichtige Bauten werden gesprengt. Die KZ-Baracke am Layenhof wird abgerissen, wahrscheinlich um Spuren zu verwischen. Die anderen Gebäude bleiben stehen, bis auf zwei weitere Baracken nördlich des rechteckigen Wäldchens. Es stellt sich deshalb die Frage, ob es sich hier nicht um weitere KZ-Baracken gehandelt haben könnte. Hier besteht weiterer Forschungsbedarf. Im allgemeinen Durcheinander fliehen einige der KZ-Häftlinge und können sich bis zum Einmarsch der Amerikaner verstecken. Die restlichen Häftlinge sollen zu Fuß in das KZ-Buchenwald verlegt werden. Am 28. März 45 erfahren sie bei Rodheim/Hessen, dass sich die Amerikaner in der Nähe befinden. Mit Einverständnis des verantwortlichen SS-Mannes Gert Gutknecht laufen sie diesen entgegen und überleben auf diese Weise. In Finthen waren die anrückenden Verbände des XII Corps der 90th Division, der 3th US-Army unter dem Kommando von General George S. Patton am 22. März 1945 auf die dort verbliebenen KZ-Häftlinge gestoßen. Mit Hilfe der Amerikaner und der Franzosen schlagen sie sich bis in das befreite Luxemburg durch.

Unmittelbar nach der Einnahme des zerstörten Flugplatzes wird mit dessen provisorischer Reaktivierung begonnen. Der Platz erhielt die Bezeichnung ALG Y-64 (Advanced Landing Ground Y-64 ). Am 25. März 1945 treffen Ingenieure des 832d Engineering Aviation Battalion, des IX Engineer Command in Finthen ein und beginnen mit den Reparaturarbeiten. Die existierende Landebahn wird mit Bahnen aus Maschendraht verstärkt. Zusätzlich wird eine zweite Landebahn geschaffen. Die in Trümmern liegenden Hangars werden minimal Instand gesetzt. Unmittelbar danach rückt die 10te Luftaufklärer Gruppe der 9ten US-Air Force mit P-38 Lightnings und P-51 Mustangs ein. Sie unterstützten die ins Reich vorrückenden Bodentruppen. Am 8. April folgte die 354th Fighter Group mit ihren P-47 Thunderbolts. Sie greifen von Finthen aus deutsche Bodentruppen, Brücken und andere strategische Ziele an. C-47 Skytrains, besser bekannt als Rosinenbomber sichern den Nachschub. Mit Kriegsende wird der ALG Y-64 am 20. Juni 1945 geschlossen. In der Folge werden die Baracken am Bellerweg geplündert.