Das historische Hofgut
Die Geschichte des Layenhofs ist nicht besonders intensiv erforscht. Es gibt nur wenige Unterlagen, einiges basiert auf mündlicher Überlieferung. Die folgende Zusammenfassung erhebt deshalb keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sie spiegelt den momentanen Wissensstand.
1783 errichtet der Domprobsteiliche Amtmann und Rat Franz Georg Zumbach den Layenhof als „Leyen’schen Hof“ im Südwesten der Gemarkung Finthen im Flurstück „Auf der Hayde“.
Sein Dienstherr, der Domprobst Damian Friedrich von der Leyen benennt ihn nach seinem Namen. Das Baugelände gehört bis dahin zum Areal des rund 800m südlich liegenden Birkerhofes, der sich im Besitz des Zisterzienerklosters Eberbach befndet. Aus dessen Besitztum wird das Bauareal und die dazu gehörenden Felder für das neue Gut, insgesamt 230 Morgen, ausgegliedert.
Das Gehöft wird zunächst in Erbpacht vergeben. Als ehemaliger Klosterbesitz wird der Hof „gefreit“ d.h. von Abgaben befreit. Wegen der Umwandlung des Areals von Weideland in Ackerland muss Zumbach für das entgangene „Weydgangsrecht“ eine Entschädigung an die Gemeinde Finthen zahlen.
1785 erwirbt Zumbach den Layenhof. Weitere Bewohner und Bedienstete aus dieser Zeit sind nur bedingt überliefert, bzw. bisher nicht erforscht. Es ist sogar unklar, ob Zumbach den Hof selbst bewohnt und bewirtschaftet. Von späteren Besitzern ist bekannt, dass sie zwar im Herrenhaus auf dem Hof wohnen, das Gut selbst aber verpachten. Der entsprechende Pächter bewohnt dann das Verwalterhaus neben der Scheune. Andere Besitzer wiederum wohnen selbst dort, setzen aber einen Gutsverwalter ein.
Die Folgen der französischen Revolution nehmen mit Sicherheit Einfluss auf die Entwicklung des Layenhof. Spätestens 1792, als französische Revolutionstruppen Mainz belagern und dabei Nahrungsmittel für Mensch und Tier im Umland requirieren, wird wohl auch der Layenhof in Mitleidenschaft gezogen. Im Laufe des Jahres1792 wird der Hof konfisziert, der Bretzenheimer Klubist Philipp Stenner ist in diesem Zeitraum als Besitzer bekannt. Mit der Belagerung von Mainz 1793 durch alliierte deutsche Truppen und dem Abzug der Franzosen, findet auch dieses Kapitel sein Ende. Stenner wird verhaftet und in Erfurt inhaftiert.
Die unruhigen Zeiten bleiben. Bereits 1795 stehen die Franzosen erneut vor Mainz, werden aber durch österreichische Truppen zurückgeschlagen. 1796 folgt eine weitere Belagerung durch die Franzosen 1797 wird der Rhein faktisch französische Staatsgrenze. Finthen gehört zur ersten französischen Republik. Der Kurmainzer Staat ist in Auflösung begriffen, mit ihm sein Beamtentum. Die Besitzverhältnisse für den Layenhof sind in diesem Zeitraum unklar.
1801 erwirbt Johann Wilhelm Leonhard Schubert im Alter von 27 Jahren den Hof und zieht mit seiner Frau Margarethe auf den Layenhof. Wahrscheinlich ist zu diesem Zeitpunkt die gemeinsame Tochter Wilhelmina Margarethe schon geboren. Im Standesamtsregister von Finthen ist deren Geburt jedenfalls nicht vermerkt. Wilhelm Schubert stammt aus Frankfurt. Sein Vater Johann Adam, eine ehemaliger Händler, zieht mit der jungen Familie um. 1804 stirbt er auf dem Layenhof im Alter von 83 Jahren. Im Sterbevermerk steht der „Leienhof“ als Sterbeort. Wilhelm Schubert wird als „Bauer auf dem Layenhof“ tituliert. Innerhalb eines Vermerks finden wir zwei unterschiedliche Schreibweisen, im ganzen Standesamtsregister jede mögliche Variation.
Schubert vergrößert das Gut durch Ankauf weiterer Flächen auf 600 Morgen. Außerdem lässt er Neubauten errichten. Eine Quelle berichtet über einen Kellereingang, über dem die Initialen „W.S. 1802“ angebracht sind. Um welches Gebäude es sich konkret handelt ist nicht klar. 1840 verstirbt Wilhelm Schubert und wird auf dem Friedhof des Layenhof bestattet.
Der Hof geht an seinen Schwiegersohn Georg Wilhelm Freiherr von Wedekind über. In einigen Quellen wird Wedekind erst 1843 als Eigentümer genannt. Die zeitliche Diskrepanz ist möglicherweise ein Schreibfehler in einer der Sekundärquellen, letztlich aber unklar. In jedem Fall bleibt der Layenhof damit zunächst in Familienbesitz. Wedekind ist seit 1821 hessischer Forstrat, 1848 wird er Oberforstrat und nimmt außerdem als Abgeordneter am Vorparlament teil. Im gleichen Jahr erwirbt er das Land- und Forstgut Hiltersklingen im Odenwald, wo ein Denkmal an ihn erinnert.
Wahrscheinlich war der Layenhof deshalb schon ab 1846 (auch 1847) an Heinrich Klotz (Clotz), 27 Jahre und seine Frau Carlina, 20 Jahre, verpachtet, wie aus dem Finther Register hervorgeht.
1848 wird lt. Rink Johann Wilhelm Reinhard (oder Reinhardt) aus Mannheim Eigentümer und laut einer anderen Quelle, 1850 ein Verwandter des Vorstehenden. Hier besteht eine weitere Unklarheit, denn im Finther Standesamtsregister wird bereits 1849 dessen Sohn Philipp Friedrich Rheinhardt als „Gutsbesitzer auf dem Layenhof“ bezeichnet. Aus der gleichen Quelle erfahren wir auch ein wenig zur Sozialgeschichte. Der Eintrag entstand anlässlich der Hochzeit Philipp Friedrich Rheinhardts mit Anna Maria Jordis. Der eigentlich nüchterne Eintrag wird durch mehrere Faktoren interessant. Der 29 jährige Gutsbesitzer heiratete seine 40 jährige Haushälterin, zu damaliger Zeit sicher kein gewöhnlicher Vorgang. Gleichzeitig erfahren wir, dass der Trauzeuge Wilhelm Kaufmann, 56 Jahre, die Gutsaufsicht auf dem Layenhof hat. Der Vater des Bräutigams Johann Wilhelm Reinhardt wird als Zeuge genannt. Er ist 74 Jahre alt und „Banquier in Mannheim“.
1857 erwirbt Christian Scholz, ein Fabrikant aus Mainz das Gut. Als „Industrieller“ sieht er den Layenhof wohl eher als Renditeobjekt. 1859 versteigert er einen großen Teil der Äcker. Zwei Jahre später, 1861, erfolgt eine zweite Versteigerung. Der Layenhof wird dadurch erheblich verkleinert.
1863 erwirbt Johannes Quetsch II aus Ober-Olm den Hof mit 280 Morgen Feld. Während seiner Zeit muss es eine Schnapsbrennerei auf dem Hof gegeben haben, denn ein Bewohner des Ober-Olmer Forsthauses berichtet folgendes:
„Der alte Förster Degenhardt, dessen Dienstweg nach dem Mönchwald, ihn am Layenhof vorbeiführte, ging gern hinein in die Brennerei und trank dort 1 auch 2 Gläschen Kornbranntwein, dem er auch zu Hause gerne zusprach. Wenn er im Winter im Hochschnee bei Einbruch der Dunkelheit noch nicht zuhause war, wußte seine haushälterische Kathrine schon, daß er der Layenhöfer Brennerei einen Besuch abgestattet, der ihm den Heimweg schwer machte. Dann kam sie herunter und bat mich, dem alten Manne entgegen zu gehen um ihm auf dem Heimwege eine Stütze zu sein, was ich ihr auch nie abschlug, so beschwerlich es auch einigemal war, wenn der Alte schon im Graben am Waldweg lag.“
1868 erwirbt Christian Scholz erneut den Hof, behält ihn aber nur ein Jahr.
1869 kauft der ehemalige Nassauische Finanzminister Wilhelm von Heemskerk (1804-1883) den Layenhof als Lebensgrundlage für seinen Sohn. Dieser heiratete im gleichen Jahr Sofie. Das Paar zieht im November 1869 auf den Layenhof.
Sofie von Heemskerk klagt später ihn ihren Lebenserinnerungen in Form eines Briefes an ihre Kinder „Schöne Tage haben wir hier nicht verlebt,.... Das Gut war zu klein, um rentabel bewirtschaftet werden zu können.“
1873 verlässt das Paar den Hof, um in Hohenfels ein anderes Gut zu übernehmen. Wilhelm von Heemskerk setzt einen Verwalter auf dem Layenhof ein. Auch in Hohenfels ist das Paar unzufrieden und kehrt nach 8 Jahren auf den Layenhof zurück.Von dort wollen Sie einen geeigneten Hof für sich suchen. Wilhelm von Heemskerk ist mit seinem Verwalter unzufrieden und überredet zum Bedauern seiner Schwiegertochter seinen Sohn den Hof wieder zu übernehmen. Lt. Rink hat von Heemskerk in seiner Zeit „ein Haus für Unterhaltung größerer Gesellschaften errichten lassen.“ Eine genauere Beschreibung bietet er jedoch nicht. Sehr wahrscheinlich handelt es sich hierbei jedoch um die Villa südlich des alten Herrenhauses.
1882 wird Joseph Hehme oder Helmes aus Frankfurt am Main der Besitzer, weiter ist nichts bekannt.
Es folgen laut einer Quelle zwei weitere Interimsbesitzer, ein Maar und ein Maschinenfabrikant Mayfahrt. Genauere Daten fehlen.
1887 wird Joseph Merrem aus Trier Besitzer. Weiteres wissen wir nicht.
1896 erwirbt Bankier Borgnis aus Frankfurt/M das Gut. Er lässt durch den Finther Bauunternehmer Peter Joseph Schütz östlich an die große Scheune einen imposanten Pferdestall anbauen. Ob damit eine Pferdezucht verbunden ist, ist nicht bekannt.
1899 folgt Eduard Gustav de Ritter aus Schönberg. Auch von ihm ist bislang nichts weiter bekannt.
1905 erwirbt schließlich Julius Fischer das Gut und baut es wieder zu einem florierenden landwirtschaftlichen Betrieb aus. Unter anderem lässt er 1912 eine Dampfheizung und elektrisches Licht installieren. Außerdem wird in der südöstlichen Ecke des Gutes eine Freiland-Kegelbahn(!) errichtet. Auch Felder werden wieder hinzugekauft.
1939 übergibt Julius Fischer das Gut an seinen Sohn Ernst. Er hat nur kurz Freude daran, noch im gleichen Jahr wird die Familie enteignet. Von dem Erlös kaufen sie sich den Hof Zollberg bei Gemünden am Main. Dort leben sie bis 1963.
Wie wir durch Herrn Reimar Kanis erfahren konnten, kehrt Ernst Fischer 1945 noch einmal auf den Layenhof zurück. Er nimmt die Wetterfahne als Erinnerung in sein neues Gut mit und deponiert es auf dem Dachboden. 1963 geht der Hof Zollberg in den Besitz der Einrichtung SOS-Kinderdörfer über. Bei einer grundlegenden Renovierung wird die Wetterfahne entdeckt und einem Enkel von Julius Fischer übergeben. Dieser lebt in Billdal, Schweden. So kommt es, dass die Wetterfahne des Layenhof ihren heutigen Platz in Schweden gefunden hat. Dort lebt heute wieder ein Julius Fischer (8Jahre), Urenkel des Julius Fischer, dessen Initialen die Fahne zieren. Sie wurde 2007 restauriert.
Fehlende Bau- und Sozialgeschichte
Über die konkrete Baugeschichte des Hofes selbst, ist wenig bekannt. Es fehlen genaue Pläne und Urkunden, oder aber sie wurden bisher nicht entdeckt. Das ursprüngliche Aussehen und spätere Bauphasen im Sinne von An-, Umbauten und Erweiterungen sind minimal bekannt, da die wenigen vorhanden Primärquelllen nur unzureichend bearbeitet sind.
Auch über die Menschen und ihre Lebensumstände wissen wir wenig. Dem Finther Standesamtsregister können wir zwar einige Informationen entnehmen, aber dennoch bietet sich hier noch ein weites Feld für Historiker.