Holpriger Start einer großen Liebe oder Was wir schon immer von Adam und Eva wissen wollten.
das und mehr bot die Theatergruppe „Die Finthlinge“ bei dem Sommerevent des Heimat- und Geschichtsvereins Ende Juni im Atrium Hotel und die zahlreichen Gäste waren begeistert.
Aber der Reihe nach:
Bravourös stimmte die Sängervereinigung Finthen mit ihrer Chorleiterin Tanja Schulz-Walther auf den Abend ein. Gemeinsam mit der Vorsitzenden Monika Schnell war die perfekte Songauswahl getroffen worden und das Publikum dankte es mit langanhaltendem Applaus.
Dann ging es sofort in medias res.
Nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden Benno Kraft gab Agnes Wintrich, stellvertretende Vorsitzende und Moderatorin des Abends, einen kleinen Einblick in die Finther Schauspielkunst zu Beginn des 20. Jahrhunderts.
Nach eingehenden Recherchen zu dem Thema kam sie zu dem Ergebnis, dass in Finthen schon immer viele Talente geschlummert haben. Die zahlreichen Vereine – wie Gesang- und Turnvereine – haben neben ihrer „eigentlichen Aufgabe“ häufig auch Theater gespielt, historisch belegt seit 1910. Die Bücher „Das alte Finthen – Ein Dorfbild“ und „Finthen - Ein Blick zurück“ von Karl Ries geben darüber Auskunft. Die folgenden Fotos sind diesen Büchern entnommen.
Die Aufführungen im Gasthaus „Zur goldenen Krone“ oder im „Jungenfeldschen Garten“ waren regelmäßig ausverkauft und neben den Fastnachtssitzungen die Höhepunkte des Jahres.
Nach dem zweiten Weltkrieg wurde diese Tradition fortgesetzt. Nicht nur in den Vereinen wurde Theater gespielt, so boten z. B. die Pfarrfamilienfeste eine gute Möglichkeit, die Schauspieltalente der katholischen Jugend zu präsentieren.
Die Schauspielproben waren der Höhepunkt der Woche und möglichst keine Probe wurde ausgelassen. Für die Kostüme wurde der heimische Kleiderfundus durchstöbert und mit viel Phantasie dem Anlass entsprechend aufgearbeitet.
Auch zarte Bande wurden geknüpft, die teilweise bis heute gehalten haben und so konnte z.B. in diesem Jahr sogar eine Gnadenhochzeit gefeiert werden.
Anschließend stellte Kurt Merkator, Vorstandsmitglied und Archivar, die Schauspielaktivitäten des Radfahrervereins dar, der nicht nur Sporttalente förderte, sondern auch den Theatertalenten die entsprechende Bühne bot.
Was als Vorspiel zu Fastnachtssitzungen begann, entwickelte sich rasch weiter und die Texthefte umfassten bald mehr als 150 Seiten – eine Mammutaufgabe für die Schauspieler und den Regisseur. Der Theaterbesuch war für jeden erschwinglich, der Eintritt war frei und im Jahr 1951 kostete der einfache Halbe „Finther Ebchen“ 60 Pfennig. Preise, die es jedermann und jederfrau erlaubten, das Fest zu genießen.
Nach dieser anschaulichen Einführung war die „Bühne“ frei für Martin Rudolph, den Vorsitzenden der Theatergruppe.
Seinen Blick hinter die Kulissen untermalte er mit aufschlussreichen Fotos. Locker und immer mit einem zwinkernden Auge stellte er die umfangreichen Aufgaben dar, die von dem Ensemble und den vielen Helfern vor der Premiere geleistet werden müssen. Jede/jeder einzelne unterstützt nach Kräften und Talenten, diskussionsfreudig aber zielorientiert. Eine Gruppe, die von großer Sympathie zueinander geprägt ist.
Aber was wäre die Gruppe ohne ihn – Uwe Greiner?
Als Gründungsmitglied ist er seit 2001 der Regisseur und investiert nicht nur viel Zeit, sondern vor allem viel Herzblut. Es ist einfach sein Ding: Textauswahl, Textbearbeitung, Rollenbesetzung und Regiearbeit.
„Ich bin beeindruckt, wenn ich sehe, wie Schauspieltalente sich von der ersten Probe bis zur Aufführung entwickeln und mit welcher Begeisterung gespielt wird“.
Einen Einblick in ihre Schauspielkunst gaben die Finthlinge Astrid Lutz und Philipp Schaan als Adam und Eva.
Die redselige Eva ließ den ruhigen Adam einfach nicht sein Ding machen. War er doch völlig zufrieden damit im Paradies umherzustreifen.
Aber nein – Eva wollte mehr! Und ganz allmählich näherten sich die Beiden an und konnten dann nicht mehr voneinander lassen.
Astrid Lutz und Philipp Schaan verstanden es auf das Vortrefflichste diese beiden Charaktere darzustellen. Beide waren extra aus Landau angereist, um dieses kurze Stück nach Mark Twain, bearbeitet von Uwe Greiner, zu präsentieren.
Dann folgte zum Abschluss noch ein kleiner Appetizer auf das neue Stück „Der Partyservice – Falsch geparkt“.
Martin Rudolph als reicher Unternehmer Bernhard hat einen speziellen Abend geplant und musste das Hausmädchen Marie in seine Aufgaben unterweisen.
Sein fieses Lachen ließ nichts Gutes ahnen und die unbedarfte Marie wusste nicht wirklich, was sie zu tun hatte. Leonie Korth brillierte in ihrer Rolle und wir alle sind gespannt, wie dieses Unterfangen weitergeht…
Die Premiere des Stückes ist am 2. November 2024 – erste Kartenbestellungen sind bereits eingegangen.
„Ein äußerst gelungener Abend“ war die einhellige Meinung der Teilnehmer.
Viel dazu beigetragen hat der perfekte Service des Atrium Hotels und das vorzügliche Essen – Es war für jeden Geschmack etwas dabei: von unterschiedlichsten Salaten über zartes Rindfleisch zu gebackenem Fetakäse und großer Gemüseauswahl. Besonders die Dessert-Kreationen des Küchenchefs riefen Begeisterung hervor.
Agnes Wintrich bedankte sich bei allen Akteuren und den Gästen und machte noch auf weitere Veranstaltungen des HGV aufmerksam, wie auf die Ausstellung mit dem Thema „Finther Schulen“ am 14./15. September 2024.