Finthen ist heute der westlichste Ortsbezirk der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt Mainz. Seit Finthen 1969 zur Verwaltungsvereinfachung eingemeindet wurde, verändert sich das Ortsbild kontinuierlich vom ländlich geprägten Ort hin zur Wohngemeinde.
Die Ausweisung großer Neubaugebiete (Katzenberg – Römerquelle – Königsborn) ließ die Einwohnerzahl seit 1969 von ca. 7000, auf heute, Stand April 2016, rund 14.500 ansteigen. In der Landwirtschaft überwiegt der Anbau von Sonderkulturen. Insbesondere durch den „Finther Spargel“ ist der Ort über seine Grenzen hinaus bekannt.
Das heutige Mainz-Finthen wird 1092 erstmals urkundlich als fundene erwähnt. Der Mainzer Erzbischof Ruthard schenkte den Mainzer Domherren verschiedene Besitzungen und Einkünfte, darunter auch Finthen. Der Ort selbst ist wesentlich älter, der archäologische Nachweis beruht jedoch auf Gelegenheits- und Oberflächenfunden, systematische Grabungen fehlen. Dennoch kann folgendes Bild gezeichnet werden.
Bereits für die Jungsteinzeit finden sich ab 4500 v. Chr. Siedlungsspuren unterschiedlicher Steinzeitkulturen in der Gemarkung, mit Schwerpunkt im oberen Aubachtal. In der Bronzezeit scheint sich der Siedlungsschwerpunkt in das obere Tal des Königsborn zu verlagern, um in der keltischen Eisenzeit den Standort abermals zugunsten des Aubachtals zu wechseln.
Mit der beginnenden römischen Okkupation verschwinden die Kelten von der archäologischen Landkarte Finthens. Ob sie in Cäsars Gallischem Krieg vernichtet wurden oder sich in das rechtsrheinische Germanien absetzten, ist unklar. Unter Kaiser Augustus wurde die Rheinfront um 13 v. Chr. als römische Reichsgrenze ausgebaut. Die heutige Finther Gemarkung durchzog eine römische Fernstraße, deren Trassenführung von Mainz nach Bingen noch heute im Bereich der Saarstraße/Landstraße 419, bzw. der Kurmainz- und Flugplatzstraße nachvollziehbar ist. Im 1. Jahrhundert wurde im Bereich des Katzenbergs ein Tempel errichtet, der Merkur und Rosmerta geweiht war. Entgegen der landläufigen Annahme und oft tradierten, falschen Überzeugung von der Existenz eines Vicus ad fontes, kann ein solcher archäologisch nicht nachgewiesen werden.
Vielmehr bestand die Siedlungsstruktur aus weit auseinander liegenden Einzelgehöften, sogenannten villae rusticae, die erneut oder sogar in Kontinuität zur keltischen Siedlung mit Schwerpunkt im oberen Aubachtal lagen. Aber auch im heutigen Ortsgebiet fanden sich Spuren römischer Einzel-Gehöfte, so beispielsweise in der Bieroth- und der Mühltalstraße. Vom Königsborn aus führte ein Seitenarm der römischen Wasserleitung nach Mogontiacum (Mainz).
Wann und wie die römische Präsenz in Finthen endete und die sogenannte fränkische Landnahme begann ist archäologisch nicht exakt nachvollziehbar. Es spricht einiges dafür, dass um die Mitte des 5. Jahrhunderts ein kontinuierlicher Übergang stattfand. Die Bevölkerung des römischen Kulturkreises (Romanen) scheint über Generationen hinweg in der zugewanderten, fränkischen Bevölkerung aufgegangen zu sein. Als Beleg kann die Tradierung der römischen Gebietsbezeichnung (fontanetum) und der sich daraus entwickelnde Ortsname fundene gelten.
Als zusätzliches Indiz einer kontinuierlichen Besiedlung kann die Tatsache gelten, dass in unmittelbarer Nähe einer römischer villa rustica ein merowingischer Adelshof mit Gräberfeld (Mühltalstraße / Am Keltenlager) entstand, bzw. dass sich der heutige Ortskern im Bereich einer zweiten villa rustica entwickelte. Letztere ist nur indirekt durch den Fund zweier Sarkophage 1969 in der Bierothstraße nachzuweisen.
Die frühmittelalterliche Epoche Finthens ist bis auf das fränkische Gräberfeld weit abseits des alten Ortskerns wenig erforscht. Aufgrund der relativ geringen Belegungsstärke und einiger Grabbeigaben wird es einem fränkischen Adelshof zugeordnet. Dieser könnte in Kontinuität zu der römischen villa rustica stehen, deren Gräber in unmittelbarer Nähe in der Mühltalstraße gefunden wurden.
Wann der eigentliche Ort Finthen, wie er heute existiert entstand, liegt vorerst im Dunkeln. Es kann nur vermutet werden, dass sich parallel zu dem fränkischen Adelshof eine zweite Siedlungsstelle im Bereich um die heutige Kirche St. Martin entwickelte, die zur Keimzelle Finthens wurde. Ob die Wahl der Örtlichkeit in Zusammenhang mit einer villa rustica steht, deren Gräber in der Bierothstraße gefunden wurden, ist archäologisch zwar nicht nachgewiesen, liegt aber nahe.
Spätestens in karolingischer Zeit dürfte sich der Ort an der heutigen Stelle etabliert haben. Aufgrund einiger späterer Urkunden und der Erwähnung des Königsborns bzw. der Königsstraße ist anzunehmen, dass es sich bei der Finther Gemarkung um Reichsgut handelte. Dieses Reichsgut gelangte im Laufe der Jahrhunderte in den Besitz der Mainzer Erzbischöfe. 1092 wurde es schließlich den Domherren geschenkt. In Folge erlangte der Dompropst die Ortsherrschaft, die er formal bis zur Säkularisation 1803 ausübte.
Mit der Ausbildung der Territorialstaaten wurde Finthen ein Bestandteil von Kurmainz. 1797 gelangte Finthen infolge des 1. Koalitionskriegs an Frankreich. Die nunmehr französische Gemeinde lag im Kanton Nieder-Olm, der zusammen mit 37 weiteren Kantonen das Département Donnersberg bildete. Nach dem Zusammenbruch der französischen Herrschaft am Rhein 1813/14 und der Neugliederung der deutschen Staaten (Wiener Kongress) wurde Finthen 1816 mit großen Teilen ehemaliger Kurmainzer Gebiete, dem neu gegründeten Großherzogtum Hessen eingegliedert. Die auf diese Weise neu geschaffene Provinz erhielt 1818 offiziell den Namen Rheinhessen.
Im Jahr 1939 wurde der Finther Wald gerodet, um den Flugplatz Mainz-Finthen zu errichten. Finthen blieb bis zum Zusammenbruch des dritten Reichs 1945 hessisch. Nach der Potsdamer Konferenz im August 1945 lag Finthen in der französischen Besatzungszone aus der im August 1946 das Land Rheinland-Pfalz gegründet wurde.
1949 wurde Rheinland-Pfalz Bundesland der neu gegründeten Bundesrepublik Deutschland. Die selbständige Gemeinde Finthen lag im Landkreis Mainz.
1969 erfolgte in Folge der Durchführung des „4. Landesgesetzes über die Verwaltungsvereinfachung im Land Rheinland-Pfalz“ die Zwangseingemeindung nach Mainz. Aus Finthen bei Mainz wurde der Stadtteil Mainz-Finthen. Finthen wird seit diesem Zeitpunkt von einem Ortsvorsteher verwaltet; die eigentlichen Entscheidungen werden seither im Stadtrat von Mainz getroffen.