Die heutige katholische Kirche St. Martin wurde zwischen 1852 und 1854 unter Pfarrer Autsch im neoromanischen Stil als dreischiffige Pfeilerbasilika errichtet. Die damals bestehende, erheblich kleinere gotisch/barocke Kirche wurde abgerissen, wobei der Turm erhalten blieb. Beim Abriss und dem folgenden Aufbau fanden sich Spuren älterer Vorgängerbauten, die Befunde sind jedoch nicht klar dokumentiert.

Aus welcher Zeit der älteste Kirchenbau stammt, ist nicht bekannt und bedarf weiterer Forschung. Lt. Sekundärliteratur1, wird der untere Teil des heutigen Kirchturms in karolingische Zeit eingeordnet. Die Angaben sind sehr wage und archäologisch nicht bestätigt. Demnach könnte bereits um 800 eine kleine, steinerne Kirche bestanden haben.

Ob es ein älteres, eventuell hölzernes Kirchengebäude gab, ist weder urkundlich, noch archäologisch zu belegen. Der karolingisch-romanische Kirchenbau scheint in gotischer Zeit entweder im Stil der Zeit überformt oder aber durch einen Neubau ersetzt worden zu sein. Der gotische Bau wiederum wurde im 30jährigen Krieg beschädigt, wie schwer ist unklar. Zumindest der Altarbereich scheint im barocken Stil neu erichtet worden zu sein.

1851 wurde das zu klein gewordene Kirchengebäude abgerissen. Dabei wurden Mauernzüge und bemalter Wandputz entdeckt, die ohne jede weitere Begutachtung und völlig unkritisch als Bestandteile eines älteren Kirchenbaus gedeutet wurden. Ebensogut könnte es sich aber auch um die Grundmauern eines römischen Landhauses gehandelt haben. Nicht allzuweit entfernt wurden 1968 in der Bierothstraße vier römische Steinsarkophage bei Baggerarbeiten entdeckt. Die dazugehörige Villa fehlt und konnte bislang nicht entdeckt werden. Liegt sie unter St. Martin? Ausgeschlossen ist das nicht,  beispielsweise wurde die St. Georgskapelle in Heidesheim auf den Fundamenten einer römischen Villa Rustica errichtet.

Aus der gotischen Kirche stammendes Inventar wurde in der neuen Kirche weiterverwendet, darunter auch ein Sakramentshäuschen mit vier interessanten Wappensteinen. Es wurde 1983 wieder ausgebaut und als verbindendes Element zwischen dem alten Ort und der Römerquelle im dortigen Kirchenneubau von St. Hedwig seinem ursprünglichen Zweck zurückgeführt. Der Kirchenneubau erhielt durch den Kirchenmaler Lasinsky eine Ausmalung im byzantinischen Stil, die späteren Renovierungen zum Opfer fiel und übermalt wurde.

1910 wurde der Kirchturm um eine Glockenstube aufgestockt, seither fanden keine wesentlichen baulichen Veränderungen an dem Kirchenbau mehr statt. Um die Kirche lag der Friedhof, bis er 1830 auf den Kirchenacker, verlegt wurde. 1900 wurde der heutige Friedhof eröffnet. 1963 entstand an Stelle des alten Friedhofs eine kleine Parkanlage mit Spielplatz.

1 Preller, Karl; Schreiber, Hermann: Aus Finthens Geschichte. Dorf und Pfarrei. Finthen 1948.

Kirche PoKa nach 1910